Ostern Künstler Peter Klein gestaltet aus Zaumpfosten Leuchter für Osterkerze
Quelle:
10.04.2007, Nordwest-Zeitung, Stefan Idel
WILDESHAUSEN - Sie gehört in jeden Kirchraum wie Altar und Kreuz: die Osterkerze. Sie symbolisiert das Leben und die Hoffnung. Sie ist mit Alpha und Omega, dem ersten und dem letzten Buchstaben des griechischen Alphabets, mit der Jahreszahl und oft mit Bildern geschmückt. Gefangen von der Lichtsymbolik der österlichen Feiertage geht der Blick selten auf den Kerzenständer. Das könnte bei der neuen Osterkerze, die am Sonntagmorgen in der Kapelle des Wildeshauser Krankenhauses Johanneum entzündet wird, anders sein. Ein reich verzierter alter Eichenstamm, gestaltet vom Künstler und Theologen Peter Klein aus Stühlingen, dient der Osterkerze als Leuchter.
„Male der Nägel“ nannte Klein sein Kunstwerk. „Die Nägel in dem einstigen Zaunpfahl lassen sich nicht mehr entfernen. Sie brechen höchstens ab“, sagt Pastor Heinz Holtmann von der katholischen St.-Peter-Gemeinde. In Anlehnung an die Geschichte vom zweifelnden Jünger Thomas, der an die Auferstehung Jesu erst glauben wollte, nachdem er den Finger in die bei der Kreuzigung geschlagenen Wundmale gelegt hatte, habe Klein sein Werk geschaffen. Jeden der 16 „Male“ im Holz hat der Künstler mit farblichen Elementen eingerahmt.
Den einstigen Zaunpfahl von einer Weide des inzwischen verstorbenen Landwirts Alfons Emke aus Kleinenkneten hatte Holtmann im Jahr 2002 quasi vor dem Feuer gerettet. Der Pfarrer schenkte den Eichenstamm Peter Klein, der unter anderem Kreuz, Altar und Tabernakel für die Kapelle im Johanneum gestaltet hat. Der Künstler bearbeitete den Pfahl zunächst für eine Ausstellung 2005 im Stadthaus, um ihn danach zu einem Leuchter für die Osterkerze zu erweitern.
Doch nicht nur die Skulptur, auch die Kerze hat ihre eigene Geschichte. Die etwa 80 Zentimeter hohe Säule aus reinem Bienenwachs ließ Holtmann von Schwester Clara in der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk am Niederrhein künstlerisch gestalten. Im Kreuz an der Kerze stehen in Kreuzform die griechischen Buchstaben für „Licht“ und „Leben“. Für den Fuß der Kerze gestaltete Schwester Clara eine Banderole, die das Kurvenmuster im Fußboden der Kapelle im Johanneum widerspiegelt. Dieser besteht aus geschmolzenen Dachziegeln, so genannten Biberschwänzen, eines früheren Patrizierhauses in Freiburg. Holtmann: „Auf einer Ausstellung für Osterkerzen zu Beginn dieses Jahres in der Abtei Mariendonk fand diese Kerze so viel Interesse und Begeisterung, dass sie als Vorbild für die Osterkerze der großen Pfarrkirche St. Etienne du Mont in Paris noch einmal geschaffen wurde.“ Ein Licht, das gerade zu Ostern verbindet.