ENDOPROTHETIK-SCHULE - Vorbereitung auf das Leben mit einem neuen Gelenk
WILDESHAUSEN. Der Einbau eines neuen Knie- oder Hüftgelenks zielt darauf ab, dass Menschen mit schweren Gelenkschädigungen möglichst dauerhaft und nachhaltig von Schmerzen und Funktionseinschränkungen befreit werden. An das Leben mit dem Gelenkersatz müssen sich Betroffene aber erst einmal gewöhnen. In einer Endoprothetik-Schule können sich die Patienten darauf vorbereiten, was sie dafür tun können, um nach einer OP im wahrsten Sinne des Wortes möglichst problemlos wieder auf die Beine zu kommen und die neu eingebaute Prothese im Alltag nutzen zu können.
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die meisten Patienten bei einem bevorstehenden Gelenkersatz von physiotherapeutischen Behandlungen und Beratungen profitieren, die auch schon vor der Operation erfolgen. Frühzeitig begonnene Mobilisierungsmaßnahmen begünstigen den Einheilungsprozess und die Gewöhnung an das neue Gelenk, erklärt Birgit Zobel-Elders, Physiotherapeutin im EndoProthetikZentrum der Maximalversorgung im Krankenhaus Johanneum in Wildeshausen: „In der Endoprothetik-Schule werden die Patienten über den Ablauf des Eingriffs und der anschließenden Reha informiert. Zudem werden sie damit vertraut gemacht, wie sie mit den zur Mobilisierung benötigten Hilfsmitteln umgehen müssen.“
Eine wichtige Rolle spielen dabei neben dem gesundheitlichen Ist-Zustand des Patienten auch seine individuellen Wünsche sowie die Situation im heimischen Umfeld. Je nach dem, ob eine stationäre oder ambulante Reha mit einer wohnortnahen Nachbehandlung geplant ist, gibt es passende Tipps.
Barrieren bewältigen
Konkret geht es zum Beispiel darum, ob in der Reha-Einrichtung bzw. zu Hause viele Treppenstufen vorhanden sind und wie entsprechende Barrieren bewältigt werden können. Ziel ist es, dem Patienten zu ermöglichen, seinen Lebensalltag so schnell wie möglich weitgehend eigenständig organisieren zu können.
In der Endoprothetik-Schule wird auch demonstriert und geübt, wie nach der OP benötigte Unterarmgehstützen genau angepasst werden und wie man sie unfallfrei einsetzen kann. Das Gleiche gilt für weitere Hilfsmittel wie etwa einen Rollator. Hüft-Patienten müssen in der ersten Zeit nach dem Eingriff insbesondere darauf achten, dass es nicht zu einer Luxation des Gelenks kommt. Dass bedeutet, dass der Beugewinkel vom Oberschenkel zum Oberkörper bei allen Bewegungen zunächst maximal 90 Grad betragen darf.
Hilfsmittel einsetzen
Damit dies bei normalen Alltagsbewegungen gelingt, sollte man nach der Gelenk-OP geeignete Hilfsmittel wie etwa Strumpfanzieher, Greifhilfen oder Toilettenerhöhungen einsetzen. In der Endoprothetik-Schule wird aufgeklärt, welche Hilfsmittel jeweils benötigt werden. Zudem unterstützen die Therapeuten den Patienten wenn nötig auch dabei, dass diese zeitnah zur Verfügung stehen.
Im Krankenhaus Johanneum umfasst die Endoprothetik-Schule zumeist rund 60 Minuten in einer überschaubaren Gruppe, berichtet Birgit Zobel-Elders: „Das reicht in der Regel aus, um Fragen rund um die OP klären zu können, die nach dem Gespräch mit dem Arzt noch offen sind.“ In der Regel wird schon am Abend oder am Tag nach dem Eingriff mit ersten Mobilitätsübungen begonnen. Mit Hilfe des Physiotherapeuten wird zunächst ausprobiert, wie erste Schritte mit dem neuen Gelenk funktionieren.
Bild: Eine Gelenkersatz-OP zielt darauf ab, dass der Patient wieder weitgehend schmerzfrei und ohne Funktionseinschränkungen am Alltagsleben teilnehmen kann.
Foto: Krankenhaus Johanneum