Johanneum: Klinik-Atlas abschalten

Krankenhaus bemängelt falsche Informationen und schließt sich Kritikern an

Quelle: 14.06.2024, Wildeshauser Zeitung, Ove Bornholt

Wildeshausen – Als einen „übersichtlichen Wegweiser durch den Krankenhaus-Dschungel in Deutschland“ bezeichnete Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den neuen Bundes-Klinik-Atlas bei der Vorstellung vor rund einem Monat. Beim Johanneum in Wildeshausen ist man allerdings ernüchtert. „Nach einer gründlichen Prüfung der veröffentlichten Informationen müssen wir feststellen, dass auch die Daten des Krankenhauses Johanneum nicht plausibel und teilweise fehlerhaft sind“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung. Die Klinik schließe sich anderen Kritikern wie der Ärztegewerkschaft Marburger Bund und Niedersachsens Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) an, die fordern, den Atlas in seinem derzeitigen Zustand aus dem Internet zu nehmen.

Konkrete Beispiele für die Ungenauigkeit der Informationen sind laut Johanneum falsche Angaben bei der Anzahl der Planbetten, beim ausgewiesenen Personalschlüssel sowie den Fallzahlen des Hauses und der Fachabteilungen. „Diese Diskrepanz ist nicht nur irreführend, sondern kann auch zu falschen Schlussfolgerungen führen. Zudem gibt es derzeit keine Möglichkeit, die fehlerhaften Daten im Bundes-Klinik-Atlas zu korrigieren“, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Dabei sollten mit dem neuen Onlinetool verständliche Informationen über gute Krankenhausversorgung „für alle zugänglich und nicht mehr nur das Privileg von wenigen“ sein, so Lauterbach während der Pressekonferenz bei der Vorstellung des Verzeichnisses. Er betonte außerdem, dass das neue Portal „wichtige Vorarbeit für die anstehende Krankenhausreform“ leiste.

Dieses Ziel ist laut Einschätzung des Marburger Bunds nicht erreicht worden, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. „Wir teilen die Kritik am Klinik-Atlas ausdrücklich. In seiner aktuellen Form bringt er den Patienten keine Zusatzinformationen und verfehlt damit sein eigentliches Ziel, zu einer besseren Orientierung in der Kliniklandschaft beizutragen. Statt im Sinne einer zuverlässigen, qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung allseits die Prozesse zu erleichtern, streut der Klinik-Atlas derzeit eher Zweifel und Verwirrung“, heißt es in dem Schreiben. Die gesamte medizinische Fachwelt stünde dem neuen Bundes-Klinik-Atlas äußerst kritisch gegenüber, ergänzt das Johanneum.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann im Internet unter bundes-klinik-atlas.de schauen. Dort sind sowohl Infos zu Krankenhäusern als auch zu Krankheitsbildern wie Leistenbruch recherchierbar.