KRAMPFADERN - Erweiterung oberflächlicher Beinvenen sorgt oft für Leidensdruck
WILDESHAUSEN. Krampfadern sind vor allem ab der zweiten Lebenshälfte weit verbreitet. Für viele Betroffene sind sie zunächst ein lästiger optischer Makel, der ansonsten keine oder nur wenig Beschwerden verursacht. Tatsächlich sind kleine Gefäßerweiterungen an der Hautoberfläche – sogenannte Besenreiser – eher ein kosmetisches als ein gesundheitliches Problem. In fortgeschrittenen Stadien können medizinisch als Varizen bezeichnete Krampfadern dagegen ernsthafte Komplikationen auslösen, betont die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie.
Krankhafte Erweiterungen der oberflächlichen Venengefäße treten meistens an den Beinen auf. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass bundesweit 20 bis 30 Prozent der Erwachsenen mit behandlungsbedürftigen Krampfadern leben, wobei Frauen häufiger als Männer betroffen sind. Zu einem erhöhten Risiko für das Entstehen einer Varikose tragen auch starkes Übergewicht, Bewegungsmangel und ein fortgeschrittenes Lebensalter bei. Dessen ungeachtet können sich Krampfadern bereits in jungen Jahren entwickeln.
Je nachdem, welche Gefäße des oberflächlichen Venensystems der Beine betroffen sind, wird unter mehreren Formen von Krampfadern unterschieden. Dazu zählen neben den eher harmlosen Besenreisern unter anderem Netzkrampfadern sowie Stamm- und Seitenvarizen. Erste spürbare Symptome können zum Beispiel schwere, angespannte Beine sowie vor allem nachts auftretende Krämpfe im Fuß oder der Wade sein.
Offenes Bein möglich
In schlimmen Fällen entwickelt sich eine chronische Venenschwäche oder es bilden sich Geschwüre, die sich nur schlecht schließen lassen und zu einem offenen Bein führen – eine Erkrankung, die schwer behandelbar ist und erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität verursacht.
Ursache für oberflächliche Krampfadern in den Beinen ist eine Funktionsstörung der Venenklappen. Wenn sich die wie ein Rückhalteventil arbeitenden Klappen nicht vollständig schließen, staut sich das Blut und fließt fußwärts in die falsche Richtung. Durch die daraus entstehende Überlastung dehnen sich die Venenwände unnatürlich stark aus, was letztlich zur Bildung von Krampfadern führt, erklärt Dr. Mohamed Khalil, Chefarzt der Gefäßchirurgie im Krankenhaus Johanneum Wildeshausen.
Vergleichsweise seltene sekundäre Krampfadern entstehen dagegen zumeist infolge von Thrombosen in den tieferen Beinvenen. Spätestens nach dem Auftreten erster Beschwerden sollten sichtbare Varizen ärztlich untersucht werden. Zur Aufklärung ist neben der Symptomschilderung eine körperliche Untersuchung der Beine nötig.
Empfindliche Stellen
Bei diesem im Stehen durchgeführten Check werden abgesehen von den Krampfadern auch Hautveränderungen, Schwellungen und druckempfindliche Stellen untersucht, die auf eine Entzündung hinweisen könnten. Wie ausgeprägt die Krampfadern sind und ob neben dem oberflächlichen auch das tiefe Venensystem betroffen ist, kann mit einer speziellen Ultraschalldiagnostik – einer Duplex-Sonographie – aufgeklärt werden. Mit weiteren Diagnoseverfahren lässt sich beispielsweise feststellen, wie gut die Funktion der Venenklappen ist und wie viel Blut in die Venen hinein und wieder herausfließt, berichtet Dr. Khalil. Ob und zu welchem Zeitpunkt eine Varikose behandelt werden sollte, richtet sich nach dem Befund und dem Leidensdruck des Patienten.
Mehrere anerkannte chirurgische Verfahren
Varikose-Patienten können im Fall einer frühzeitigen und fachgerechten Therapie fast immer mit gutem Erfolg behandelt werden, betont Dr. Mohamed Khalil. Oft ist zunächst eine konservative Therapie mit Kompressionsverbänden- bzw. Strümpfen sowie mehr Bewegung im täglichen Alltag die beste Lösung. Positiv können sich auch eine spezielle Venengymnastik und eine Lymphmassage auswirken.
Wenn das nicht ausreicht, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein. In der Chirurgie anerkannte und gängige Verfahren reichen von dem auch als Stripping bezeichneten Herausziehen der betroffenen Venen sowie venenerhaltenden Operationen bis hin zum Veröden und zur Laser- oder Radiofrequenztherapie, bei der die Krampfadern durch den Einsatz einer Hitzequelle verschlossen werden.
Von selbst bilden sich einmal entstandene Krampfadern nicht zurück. Damit sich die Problematik nicht verschlimmert, ist abgesehen von einer qualifizierten ärztlichen Behandlung insbesondere ein kritischer Blick auf den eigenen Lebensstil nötig.So ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass die Entwicklung von Krampfadern durch zu viel Sitzen und zu wenig Bewegung begünstigt wird.