Durch den Nabel hin zur Galle

Krankenhaus Johanneum Vorreiter bei Operationen

Quelle: 11.12.2009, Wildeshauser Zeitung, Dierk Rhodenburg
Wer Gallensteine oder Blinddarmbeschwerden hatte, trugt früher nach Operationen einige längere Narben davon. Was Gallensteinoperationen betrifft, sind die Spuren nun aber kaum noch zu sehen, wenn im Krankenhaus Johanneum operiert wird. Die Ärzte gehen durch den Bauchnabel - und sind damit in der Region Vorreiter. Es war schon ein großer Fortschritt, in einem minimal-invasiven Operationsverfahren, das auch als Schlüssellochtechnik bekannt ist, sich die Gallenblase durch mehrere kleine Schnitte entfernen zu lassen. Doch es blieben auch dann noch vier Narben zurück. Die Chirurgie des Krankenhauses Johanneum in Wildeshausen arbeitet neuerdings aber bei einer Entfernung der Gallenblase (medizinisch Cholecystektomie genannt) noch fortschrittlicher: durch den Bauchnabel. Wie das funktioniert, erklärt Dr. Hans-Jürgen Herrmann, Chefarzt der Chirurgie: „Mit einem einzigen Spezialtrokar, der durch den Bauchnabel in den Bauchraum eingebracht wird, wird unter Zuhilfenahme weiterer Spezialinstrumente die Gallenblase mitsamt der darin befindlichen Steine freipräpariert und aus ihren anatomischen Verbindungen gelöst.“ Danach werde sie durch genau die gleiche Nabelöffnung entfernt, durch die die Präparation erfolgte. Die Bauchwandöffnung wird, wie der Bauchnabel selber, durch eine Naht verschlossen, die Hautnarbe verschwindet praktisch unsichtbar in der Tiefe des Nabels. Dr. Herrmann und die Funktionsoberärztin Dr. Cornelia Gallus haben mit ihrem Team inzwischen zahlreiche Patienten nach der vorgestellten Methode erfolgreich operiert. Das Ziel der beschriebenen, (fast) narbenfreien Gallen-OP lässt sich nach Auskunft des Mediziners bei der Mehrzahl der Patienten problemlos verwirklichen. Lediglich in Einzelfällen können besondere anatomische oder individuelle Faktoren zusätzliche Schnitte erforderlich machen. Für die Patienten bringe das neue Verfahren große Vorteile mit sich: Neben dem ästhetischen Faktor spricht auch der kürzere stationäre Aufenthalt durch eine schnellere Heilung und ein verminderter Nachsorgeaufwand für die neue Technik. Laut Dr. Herrmann biete es darüber hinaus auch die Möglichkeit, die Zugangsweise auf andere minimal-invasiv durchgeführte Operationen zu erweitern. „Dann können auch Patienten davon profitieren, die beispielsweise am Magen, Blinddarm oder am Darm allgemein operiert werden müssen“, blickt er schon in die Zukunft.