GESUNDHEIT Krankenhaus Johanneum implantiert MRT-fähige Schrittmacher
Mit den Schrittmachern der neuen Generation ist eine MRT-Untersuchung möglich. Das Johanneum sei mit der neuen Technik in der Region vorn.
WILDESHAUSEN Etwa 150 Herzschrittmacher und Defibrillatoren werden im Krankenhaus Johanneum jährlich implantiert. Nun hat das erfahrene Team um den Kardiologen Dr. Falk Theil, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, und Dr. Alexander Terzic, Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie, erstmals einer Patientin einen Herzschrittmacher der neuen Generation eingesetzt. Damit kann die Frau aus der Gemeinde Dötlingen später an Untersuchungen mit Hilfe der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT), im Volksmund oft „Röhre“ genannt, teilnehmen.
Mit diesem neuen Verfahren sei das Wildeshauser Krankenhaus in der Region „ganz vorn“, erläuterte Dr. Falk Theil am Dienstag. „Etwa jeder zweite Schrittmacher-Patient benötigt während der Laufzeit des Gerätes eine Untersuchung mittels MRT“, so der Mediziner. Deutschlandweit werde inzwischen jeder achte Patient mittels MRT untersucht. Das sei gut und wichtig, weil derzeit schwerwiegende Erkrankungen wie Tumore oder Schlaganfälle mit Hilfe der bildgebenden Diagnostik des MRT frühzeitig, sicher und präzise erkannt werden könnten. „Das ist schon eine fantastische Geschichte“, lobt Theil die gute Bildgebung im „Kernspin“.
Ein Körper mit Metallen, etwa mit einem herkömmlichen Schrittmacher, war bislang für das Gerät tabu. Das Magnetfeld der MRT kann die Funktionsweise der Geräte negativ beeinflussen. „Das Bild ist schlicht nicht auswertbar“, sagt der Kardiologe.
Nach zehn Jahren Forschungsauswand und Entwicklungskosten von mehr als 100 Millionen US-Dollar seien in Deutschland Mitte vergangenen Jahres MRT-fähige Herzschrittmacher von zwei US-amerikanischen Anbietern zugelassen worden. Das kleine Wunderding ist aus Titan. Eine völlig neue Software sorgt für ein optimales Zusammenspiel der einzelnen Komponenten. Theil: „Vor einer MRT-Untersuchung wird der Schrittmacher in einen Modus versetzt, der diesen auch im starken Magnetfeld des Tomographen sichert.“ Einflüsse auf die Programmierung würden damit ebenfalls vermieden.
Einziger Nachteil: Der MRT-fähige Schrittmacher ist dreimal so teuer wie ein herkömmlicher Schrittmacher. Noch tragen die Krankenkassen die Kosten nicht, hieß es. Dies sei allerdings nur eine Frage der Zeit, zumal das Bewusstsein der Patienten für neue, schonende Verfahren wachse. „Unsere Patientin hat bewusst danach gefragt“, verrät Theil. Der MRT-fähige Herzschrittmacher sorge für einen spürbaren Gewinn an Lebensqualität: Bei der Kontrolle auf Flughäfen werden Schrittmacher-Patienten bald kaum von übrigen Patienten zu unterscheiden sein.