Johanneum jetzt mit Gütesiegel für christliches Profil
Quelle:
28.05.2006, Kirche + Leben, Michael Rottmann
Ein besonderes Gütesiegel hat dem Wildeshauser Krankenhaus Johanneum jetzt seine Kirchlichkeit bescheinigt. Als erstes katholisches Krankenhaus im Oldenburger Land hat sich das Hospital der Beurteilung durch die Agentur „proCum Cert“ unterzogen - und bestanden.
Wildeshausen. Beim Thema Krankensalbung müssen die Schwestern nicht mehr groß überlegen. „Wenn ein Patient ängstlich fragt, ob das so etwas wie >die letzte Ölung< sei.“ Pfarrer Heinrich Holtmann weiß: „Dann können die Pfleger in Ruhe das Sakrament erklären - und den Kranken die Sorge nehmen.“ Weil sie sich auskennen.
Auch, weil Schwester Maria Elisabeth dazu eine Broschüre zusammengestellt hat. Die liegt auf allen Stationen aus. „Mit Hinweisen für den richtigen Umgang mit verschiedenen Konfessionen“, erklärt die stellvertretende Pflegedienstleiterin vom Orden der Franziskanerinnen von Salzkotten.
Ob Christ, Jude oder Moslem - jedem ist im Johanneum der Respekt vor seinem Glauben gewiss.
Zum Beispiel, wenn ein Moslem stirbt. „Dann ist es im Islam üblich, dass die ganze Familie eine rituelle Waschung vornimmt.“ Im Wildeshauser Krankenhaus Johanneum wissen dann alle Bescheid - und bereiten den Ritus vor.
Den eigenen Glauben kennen, den der anderen Respektieren - das sind nur zwei Bausteine eines größeren Konzepts, mit dem das Hospital sich ein klares Profil als katholisches Haus gibt.
Dabei ist das eigentlich keine Frage. Eine Ordensschwester als stellvertretende Pflegedienstleiterin, eine zweite in der Krankenhaus-Seelsorge. In jedem Raum eine Kreuz an der Wand, nicht nur in den Krankenzimmern, auch im Büro des Chefarztes. Und Pfarrer Holtmann fast täglich im Haus unterwegs. Der Unterschied zu einem rein kommunalen Haus ist augenfällig.
Genau diesen Unterschied hat das Hospital jetzt bescheinigt bekommen. Stolz zeigt Krankenhausdirektor Hubert Bartelt auf die gerahmte Urkunde an der Flurwand.
Als erstes katholisches Krankenhaus im Oldenburger Land hat sich das Johanneum einem Verfahren unterzogen, dass die Kirchlichkeit eines Hauses nach Punkten zu messen und zu bewerten versucht (siehe Kasten).
Das Verfahren zeigte: Das 170-Betten-Haus hatte schon vorher eine Menge katholisches Profil zu bieten. Einige Beispiele:
Ø Die Mitarbeiter werden auf Wunsch für Exerzitien freigestellt.
Ø In der modern eingerichteten Krankenhauskapelle finden fast alle Werktagsmessen der Sankt-Peter-Gemeinde statt.
Ø Regelmäßig besucht ein ehrenamtlicher Krankenhausbesuchsdienst alle Patienten.
Ø Die Krankenhausbücherei hält ein besonderes Angebot an Büchern vor.
„Und im Laufe des Verfahrens haben wir gelernt, dass es weitere Bereiche gibt, wo wir besondere Akzente setzen können“, sagt Irmgard Rawe, die für das Qualitätsmanagement zuständig ist.
Da ist etwa die Zusammenarbeit mit der Hospizhilfe Wildeshausen, die im Laufe des zweijährigen Verfahrens noch verstärkt wurde. Mittlerweile gibt es einen eigenen Raum mit dem Namen „Pastoraler Dienst und Hospizhilfe“ für diese Arbeit.
Auch ein Gedenkstein auf dem katholischen Friedhof ist entstanden. An der Stelle, wo regelmäßig Früh- und Fehlgeburten würdig beigegesetzt werden.
So wurde das Verfahren nicht nur zu einem Prüfstein, sondern auch zu einem Denkanstoß für weitere Projekte.
Wichtig außerdem: dass das Ganze nicht nur übergestülpt, sondern von den rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitgetragen wird. Auch dafür sei der Prozess wichtig gewesen, meint Schwester Elisabeth. „Weil das Profil in den Gesprächen miteinander immer wieder hinterfragt wird.“
Dazu wird auch künftig Gelegenheit bestehen. In drei Jahren kann sich das katholische Krankenhaus in Wildeshausen zu einem erneuten Verfahren anmelden.
Das Verfahren
Als erstes katholisches Krankenhaus im Oldenburger Land hat das Wildeshauser Johanneum das Zertifikat nach „proCum Cert“ erhalten. Dieses Gütesiegel wird vergeben von einem Unternehmen, das vom Katholischen Krankenhausverband Deutschland und dem Deutschen Evangelischen Krankenhausverband ins Leben gerufen wurde. In einem aufwändigen Verfahren wird dabei der konfessionelle Charakter einer Einrichtung überprüft und entwickelt. Zusätzlich hat das Haus ein weiteres Zertifikat mit dem Namen „KTQ“ erworben, dass dem Johanneum einen hohen Standard in der Qualität seiner Arbeit bescheinigt.